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Konstantin-Andok-Literaturpreis

Mut zur Haltung

Ausschreibung des
Konstantin-Andok-Literaturpreises 2023

Öffentlichkeit ist eine Bedingung von Demokratie. Sie erlaubt uns, Interessen zu formulieren und für deren Durchsetzung zu streiten. Trotz technologischer Voraussetzungen, die in den letzten Jahren den globalen Austausch radikal erweiterten, werden viele wichtige Themen eng geführt. In aufgeheizten Debatten sozialer Netzwerke werden gesellschaftliche Nöte individualisiert und Solidarität durch Opferkonkurrenz verdrängt.
So gerät eine fortschrittliche Öffentlichkeit in den Hintergrund, denn Oberwasser hat in solchen Spannungsfeldern des autoritären Kapitalismus nicht etwa eine gesellschaftliche Linke, sondern das Kapital.

Warum gibt es beispielsweise in Zeiten des Mietenwahnsinns keine breite Diskussion um Wohnungsbaukonzerne und die Eigentumsfrage? Wieso kommen im Syrienkonflikt oder in der Kurdenfrage vorrangig die Stimmen von NATO-Mitgliedstaaten zu Wort? Was hat es mit moralischen Doppelstandards auf sich, wenn gegen Regimes in Russland oder China die Stimme erhoben wird, für Menschen wie Julian Assange oder Edward Snowden aber Grundrechte außer Kraft gesetzt werden? Weshalb ist es so ruhig geworden bei der Umsetzung der Istanbul-Konvention (Gewalt gegen Frauen)? Wer steht auf der Bremse? Wie kann es sein, dass sich deutsche Spitzenpolitiker:innen mit einer anti-rassistischen Bewegung wie Black Lives Matter solidarisieren, zugleich aber um die Gunst Katars buhlen, in dem Rechte von Arbeitsmigrant:innen oder Angehörigen der LGBTQ-Community mit Füßen getreten werden. Wieso schottet sich die EU gegen Geflüchtete des Globalen Süden ab?

Wir wollen wissen, was es heute heißt, Position zu beziehen für Menschenrechte und Gerechtigkeit – und zwar, wie Malcolm X sagte: „by any means necessary“. In welchem Verhältnis stehen strukturelle Gewalt und die Gewalt des Widerstands?
Häufig fällt es schwer Überzeugung zu entwickeln, Zweifel zu überwinden und Haltung zu bewahren. Das erfordert unter anderem Mut. Woher kommt er?

Eure Stimme interessiert uns – Eure Haltung zählt,
deshalb loben wir den Konstantin-Andok-Literaturpreis aus.

Auslobung

Der erste Preis ist mit 600 €, der zweite mit 300 € und der dritte mit 100 € dotiert. Darüber hinaus werden wir uns bemühen einen Austausch unter den besten Einsender:innen zu
initiieren. Eine Auswahl der Texte soll in einer Anthologie zusammengefasst und publiziert werden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Was tun? – Eure Einsendungen

Wir geben keine Textgattung vor. Feuilletons, Reportagen, wissenschaftliche Analysen und Interviews sind ebenso willkommen wie Lyrik oder andere kurze literarische Stücke.

Euer Beitrag muss nicht eigens für diese Ausschreibung gefertigt worden sein. Er kann z.B. einer wissenschaftlichen Hausarbeit entspringen. Er sollte nicht viel älter als ein Jahr
und bei einer lesefreundlichen Schrift nicht mehr als 16 DIN-A4-Seiten lang sein. In einem kurzen Vorspann (nicht mehr als zehn Zeilen) solltet ihr möglichst prägnant zusammenfassen, worum es geht.

Bitte schickt eure Einsendungen bis zum 10. Februar 10. August 2023 elektronisch, im PDF-Format an:  preis@soli-netz.blog

You’ll never walk alone …

SOLI NETZ und der Konstantin-Andok-Literaturpreis
werden unterstützt von:
Dario Azzellini, Yossi Bartal, Christian Baron, Katja Barthold, Jörn Boewe, Thomas Gedig, Joshua Graf, Carsten Krinn, Mike Nagler, Ute Ruß,
Kerem Schamberger und Peter Schmidt
Wir freuen uns über weitere Unterstützer:innen –
bitte kontaktiert uns!

Hier findet Ihr die Ausschreibung auch als PDF
KAL_Ausschreibung_Mut zur Haltung_2023.

Konstantin Gedig  kam am 10. Februar 1995 auf die Welt und wuchs in Norddeutschland auf. Am 1. September 2016, dem internationalen Anti–Kriegstag, stieg er in ein Flugzeug nach Kurdistan. Dort schloss er sich den Volksverteidigungskräften YPG in Rojava/Nordostsyrien an, um ein Teil des Kampfes gegen den IS zu werden. Er wurde Sanitäter und nahm den Kampfnamen Andok Cotkar an. Bei einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türkei wurde Konstantin–Andok am 16. Oktober 2019 in Serêkaniyê durch Bomber des NATO–Mitgliedsstaates Türkei getötet, als er die Evakuierung eines Hospitals gegen Angriffe von Dschihadisten verteidigte.